Paris -
Eine Fahrradtour von Poissy (Paris) nach Carnac in 3 Tagen -
Was soll das denn ? Manche Ideen brauchen keine Erklärung, andere sind auf den ersten Blick schwer zugänglich.
500 Km in 3 Tagen zurück zu legen ist für einen Rad-
Gedacht, geplant, zumal die Routenplanung ein weiteres Hobby von mir ist. Nachdem die Streckenführung fest lag, ging es an die Kleinigkeiten wie Bekleidung, Unterkunft, Verpflegung. Als auch das trotz einiger Reservierungsprobleme geschafft war, gab es kein Zurück mehr.
Startschuss war Samstag, der 24.07.2004, in einer Tiefgarage von Poissy.
Technische Details...
1. Etappe:
Poissy nach Nogent-
Abfahrt: 9:38 Uhr
Ankunft: 17:20 Uhr
Fahrtzeit: 6:00:00 Std
Durchschnitt: 24,22 km/h
..für die Statistik
Rennrad ca 11 Kg (unbeladen)
..plus Fahrer ca. 92 Kg
..plus Rucksack ca. 100 Kg
...im Rucksack
..leichte Bekleidung
..laminierte Michelin-
..leichte Verpflegung
(Riegel, großes Baguette-
der Schwiegermutter, Trinkflasche)
..Fotoapparat
..Wetter
Super ! Absolut tolles Fahrrad Wetter,
Kein Regen während der 3 Tage
Viel Sonne (!) und kein Mistral !!
Die Abfahrt aus Poissy trat ich durchaus mit gemischten Gefühlen an. Zum einen hing
mir der Rucksack schwer über den Rücken und erinnerte mich daran, dass es nicht zur
üblichen quick-
Mein Routenplan sah gleich am Anfang einige Steigungen vor, die mich sofort auf Betriebstemperatur
brachten. Aus Poissy-
Der kleine Ort Vicq, mein erster Biwak -
Der nächste Ort heißt Montfort l'Amaury. Am Ortseingang entscheide ich mich spontan gegen "toutes directions" und für "centre ville".
Nach einem Kilometer lande ich nicht nur auf einer langen Kopfsteinstrecke sondern auch inmitten des samstäglichen Einkaufsrummel in der Altstadt. Nach kurzer Besichtigungsrunde durch diesen malerischen Ort finde ich den knackigen Anstieg zur D138 und mache mich, um einige interessante Eindrücke reicher, auf den Weg nach Epernon über St.Leger en Yvelines.
Etwas zum Wetter...
Der Wettergott meinte es gut mit mir: Die Sonne war mein ständiger Begleiter und bei Temperaturen um die 30 Grad war es mir am ersten Tag fast schon zu heiß.
Was ich nicht ahnte: auf dem weiteren Weg durch die Beauce, die Kornkammer Frankreichs, verbrannte ich mir Arme und Beine an allen Stellen, die aus dem Textil herausragten.
In Epernon endlich die "große" Pause mit einem 2-
Nach Epernon kam der Anstieg zur D4 und der lange Weg durch die sonnenverbrannten
Felder der Beauce begann. Zuerst ging es noch flott voran, 12 Km bis Nogent-
Nach der Überquerung der Eure (Departement 28, Eure-
Selbst die Ortsnamen wurden zäh: Chateauneuf-
Er zollte mir Respekt und gab mir einen entscheidenden Tipp für die Weiterfahrt:
Nicht über die viel befahrene D928 nach Nogent-
Nach einigen Extra Runden durch die City fand ich das kleine sportive Hotel. Das
Zimmer war noch sportiver (keine Einzelheiten !), dafür waren aber die Besitzer sehr
freundlich, die Übertragung der aktuellen Tour-
Technische Details...
2. Etappe:
Nogent-
184,5 Km
Abfahrt: 8:35 Uhr
Ankunft: 18:50 Uhr
Fahrtzeit: 8:02:00 Std
Durchschnitt: 23,2 km/h
Während ma in Deutschland an Tankstellen leicht und günstig Getränke bekommt, sind das in Frankreich die überall vorhandenen Cafés, Bistros, Tabacs. Hier kann man auch leicht seine Wasservorräte nachfüllen lassen. Die Freundlichkeit überrascht immer wieder positiv.
Sonntag Morgen, früher Auftritt im spartanischen Gästeraum. Nur wenige Gäste versammeln sich zum typisch französisch einfachen pétit déjeuner. Nicht sehr heimelig und keinesfalls motivierend für meine heutige Tour. Dennoch kommt etwas Fröhlichkeit auf. Im Radio plärrt mein Lieblingssender und lässt mir keinen Zweifel darüber, wo ich bin: "Il est 8:10, vous êtes sur Nostalgie!" Na bitte, wenigstens das. Und mit Georges Brassens sofort das stimmige Lied "Les copains d'abord!"
Nach kurzer Orientierung, guten Ratschlägen des Hoteliers mit exakten Angaben, wie ich die Stadt auf dem kürzesten Weg verlassen könnte, schwinge ich mich auf meinen Pinarello Stahlrahmen und radle durch die verschlafenen Straßen Nogents. Kurz vor dem Verlassen der kleinen Stadt "provisoniere" ich mich in einer kleinen Boulangerie mit Croissants und einem pain au chocolat.
Die ersten 13 Km des heutigen Tages nach Le Theil verlaufen angenehm. Es rollt gut,
die Straße ist fast ohne Verkehr und ich bin sehr guter Dinge -
Irgendwann bin ich in Bonnetable, nach einigen Kurven und landschaftlich gemütlichem
Radeln durch die sommerliche Heckenlandschaft. Meine Pause vor der Kirche ist verdient
und wie immer bestelle ich mein Standard Gedeck: Cola, Bière pression und diesmal
noch einen Café. Wenn das Ziel nicht so weit wäre, könnte es mir hier direkt gefallen.
Bonnetable. Vor mir flattert eine Hochzeitsgesellschaft durcheinander und rundet
die sonntägliche Ruhe ab. Vor der Weiterfahrt decke ich mich wieder in einer Boulangerie
ein, diesmal mit Getränken und -
Weiter geht es Richtung Evron über Sillé-
Kilometer um Kilometer wie mit dem Lineal gezogen. Wellen aus Asphalt, manchmal auch grobkörniger Untergrund. Dann hilft nur Geduld und Geschwindigkeitsanpassung. Das Ziel am Horizont ist lange zu sehen und täuscht dennoch Endlichkeit nur vor. "Attention, un col pourrait cacher un autre !" Mit dieser Anspielung auf unbeschränkte Bahnübergänge vertreibe ich mir auch die Zeit. Nach fast zwei Stunden stumpfen Pedalierens bekommt man fast einen Zorn auf diese Pedanterie des Straßenbaus.
Auch läßt sich das Auge nur wenig ablenken. Jetzt beherrscht Landwirtschaft links und rechts das Bild. Heckenlandschaft so weit das Auge reicht. Keine Langeweile, aber eben doch nur Heckenlandschaft. Kühe heben ob meiner drolligen Erscheinung nur geringfügig interessiert den Kopf und verschwenden wohl kaum einen Gedanken an diese Ablenkung (sofern deren mächtig sein sollten). Aber der Blick in die Ferne entschädigt dann wieder, nicht der nach vorne sondern der von irgendeiner Anhöhe über die wellige Hügellandschaft. Jeder col, und sei er noch so klein, bringt Freude und Erleichterung. Dann aber sofort wieder die Konzentration auf die nächste lange Gerade, die durchaus bis zu 3 Km lang sein kann.
Endlich ist Evron erreicht. Großer Orts-
Bald überquere ich die Autobahn kurz vor Laval und befinde mich am Eingang der Bretagne. Die Landschaft wird schattiger und irgendwann erreiche ich den Fluß Mayenne, der sich an dieser Stelle bereits sehr breit macht.
Die Mayenne ist insgesamt 200 km lang, von denen 125 Km schiffbar sind (so sagt es der Grand Larousse von 1963). Kanalisiert auf 118 Km mit 45 Schleusen ist sie ein Nebenfluss der Maine.
Die Schussfahrt auf Meeresniveau macht Spaß, allerdings es hat es der knackige Anstige
zum kleinen Ort Houssay in sich. Dies ist die schwerste Steigung der gesamten Strecke.
Mit ca 9-
Dabei verschweige ich ihm das Wesentliche. Besonders als Hobby-
Nach einer weiteren Kurzpause in Cossé-
Diesmal ist das Hotel sehr schön, sehr gemütlich. Man empfiehlt mir eine französische Pizzeria in der Stadt. Dort lasse ich den Tag gemütlich mit einer Flasche Rosé ausklingen. Es war heute harte Arbeit, aber das Schlimmste liegt hinter mir. Nach zwei Tagen und insgesamt 320 Km sollte ich morgen das Ziel erreichen. Meine letzten Zweifel sind verflogen. Ich freue mich auf morgen.
Letzte Etappe...
Die dritte Etappe begann mit einem sehr kultivierten Frühstück in meinem Hotel "La
Calèche". High-
Die kleine Runde durch das morgendlich verschlafene Guerche ordnete meine Gedanken. Dann reihte ich mich ein Richtung Süden und pedalierte mehr oder weniger begeistert die ersten 10 Km vor mich hin.
Nach 15 Km erreichte ich Retiers. Riesige Kirche im Mittelpunkt, beeindruckend. Jetzt
hatte ich meinen Rythmus gefunden, Fahrrad fahren machte wieder richtig Spaß und
ich freute mich auf meine erste größere Pause in Bain-
Dann war das Zwischenziel erreicht und belohnte mich mit dem montäglichen Wochenmarkt
im Zentrum der Stadt. Dieses Zentrum liegt allerdings auf einer knackigen Höhe, so
dass hier auf den letzten Metern dem Rad-
Technische Details...
3. Etappe:
La Guerche-
Carnac 174 Km
Abfahrt: 8:45 Uhr
Ankunft: 19:30 Uhr
Fahrtzeit: 7:30:00 Std
Durchschnitt: 22,74 km/h
In der Brutto Fahrtzeit ist eine
Bootsfahrt von Sauzon nach
Locmariaquer enthalten.
Ein klärendes Wort zu meinen Pausen !
Dem Kritiker sei hier angemerkt, dass Fahrrad fahren als Selbstzweck durchaus öde
sein kann ! Es bedarf schon einiger Kurzweil, um die Freude an dieser Fortbewegungsart
zu erhöhen. Nicht der pedalierende Egozentriker, Kilometerfresser und Hardware-
Unter diesem Aspekt verstehen sich viele Pausen und auch die Notwendigkeit energiereicher Nahrungsaufnahme reiht sich nahtlos in diesen "(ess)kulturellen" Anspruch ein !
Anschließend führte mich der Weg wieder hinunter auf die D777, die nach Überquerung
der N137 als D772 viel weniger Verkehr hat. Das Wetter war inzwischen aufgefrischt
und zum erstenmal genoss ich die Wärme und den Windschutz meiner Fahrradjacke. Bei
Messac überquerte ich die Vilaine. Jetzt verging die Zeit schnell und nach Pipriac
hatte ich nur noch eine anstrengende 16km-
Hier regiert der Tourismus, Gacilly ist trotzdem ein ruhiger mehr dem provinziellem
Ferienbetrieb zuzurechnender Ort. Einige Kunstgeschäfte, Cafés, Restaurants. Mit
einem Wort: Der richtige Platz um eine größere Mittags P-
Carnac/Plage
-
Der großen Belle-
Nach 10 Km durch bretonische Heide-
Die Steigung auf dieser D77a hatte es in sich, ebenso wie die anschließende Abfahrt. Ich mußte tatsächlich kräftig verzögern, um nicht mit meinem vollen Rucksack völlig vom Asphalt abzuheben.
Das Gelände bis zum Golf war sehr wellig und forderte noch einmal sehr viel Geduld.
Mit den Gedanken war ich bereits am Wasser, mit den Beinen aber leider immer noch
im "Tagesgeschäft". Und immer wieder musste ich feststellen, dass die Ortsansässigen
weniger vom rechten Weg verstehen als ein durchschnittlich begabter Michelin-
Natürlich war ich sehr aufgeregt, die Fähre nicht zu verpassen. Es gab nämlich nur
ein geschlossenes Kassenhäuschen, aber das Vertrauen der Wartenden in den Fahrplan
war groß, auch wenn es nur wenige waren. Dann kam das kleine Boot, das gerade groß
genug war, um einige Fahrräder aufzunehmen. Tickets wurden vom Kapitän einzeln vergeben.
Nachdem die zwei Rad-
Nach einer großen Kurve, um den sehr starken Sog der Fahrrinne auszugleichen, landeten wir in Locmariaquer, einem sehr hübschen, wenn auch recht touristischem Ort auf der anderen Seite des Golfes. Die Aussicht während der Fahrt in den Golf hinein und auf die zahlreichen kleinen Inseln ist immer wieder ein ganz großes Erlebnis. Bei mir kam jetzt richtig Urlaubsstimmung auf, ich hatte es eigentlich schon geschafft
Auf den restlichen 13 Km auf toller Straße, vorbei an einem der berühmtesten Menhire,
dem Table des Marchands, schaffte ich bei schlaffem Feierabendverkehr einen Schnitt
von 30 Km ! Atemberaubend nahezu die herrliche Aussicht von der Hochbrücke über dem
Hafen von La-
Die Überquerung der Oust
Noch einige Kilometer und nach Überquerung der sehr stark befahrenen D775 Richtung Vannes und Redon freute ich mich auf meine vorerst letzte Pause in Questembert. Hier war trotz aller Kleinheit richtig Leben auf dem Platz. Auf der Terrasse eines Cafés kalkulierte ich das letzte Teilstück bis Port Navalo auf der Presqu''ìle de Rhuys. Ich musste meine Fähre in Port Navalo um 18:30 Uhr erreichen, die letzte an diesem Tag. Noch hatte ich ein kleines Zeitpolster, aber nachdem bisher alles so glatt verlaufen war, wollte ich kein Risiko mehr eingehen. Also blieb es bei nur einem bière pression...
Der Stich auf der stark befahrenen D20 war nur ein leichter, 8 Km langer Vorgeschmack
auf das Straßenerlebnis der D780 ! Während ich mich hier noch vor dem Wind verstecken
konnte, erwischte er mich auf der 16 Km Strecke zum Ende der Landzunge total frontal.
Nichts ging mehr, gerade dass ich noch die Rad-
** End-
Aussicht von und über die Ile d'Houat
Ich bin es und meine Ängstlichkeit, mich zu verfahren regt mich etwas auf. Aber lieber alle 30 Minuten geschaut als 10 Km Umweg gefahren. Dennoch nehme ich mir vor, mich stärker auf meinen Orientierungssinn und auf die doch gute Beschilderung zu verlassen. Natürlich verwirrt manchmal der Hinweis "Toutes directions" und der ähnliche Hinweis "Autres directions". Mir fällt eine Karikatur von Serré dazu ein !
Etwas später treffe ich auf eine Gruppe "Kollegen" ! Die pedalierenden Senioren (alles
mein Alter !) kommt mir schnaufend entgegen, völlig verschwitzt. Etwas später ahne
ich warum: vor mir liegt eine recht steile Strecke in den Ort St.Germain de-
Am Ortsausgang habe ich ein lustiges Erlebnis: Ein älterer Herr mit Baquette unter dem Arm, Gauloise im Mundwinkel höhnt mir tief über seinen Krückstock gebückt zu: "C'est Lance Armstrong, he, he ?!" Das geht zu weit ! Seit wann fährt der gute Lance mit solch einem Gewicht auf dem Rücken ?? Also erwidere ich laut und deutlich" "Et toi, tu es Jean Gabin ?!"