In Séléstat kann man natürlich auch andere Sportarten betreiben - zum Beispiel Wildwasserfahrten auf der Ill. Diese Alternativen spielen sich bei bestem Wetter an der frischen Luft ab, während wir Schachspieler auch bei herrlichstem Sonnenschein in geschlossenen Räumen durch beharrliches Sitzen und anstrengendes Nachdenken unsere Zeit vertreiben. Aber so ist es nun einmal, und eigentlich fühlen wir Schachspieler uns für die Zeit des Turniers - immerhin vier Tage - recht wohl dabei.  

Das Schachspiel ist eine gute Gelegenheit, seine grauen Zellen zu trainieren und sich auf diese Art bis ins hohe Alter mental fit zu halten. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass parallel dazu betriebene körperliche Betätigungen nicht nur dem Körper gut tuen, sie wirken sich bei Schachkämpfen auch positiv auf die der Konzentration des Spielers aus.


Aber Konzentration alleine macht noch keine Partiegewinn aus, es müssen schon noch andere Ingredienzien hinzu kommen. Zum Beispiel Talent, Erfahrung und - Gewinnstellungen ! Alles Dinge, die mir schwer fallen und die auch durch Zähigkeit nicht wett zu machen sind. Aber wir wollen nicht klagen, mein Ziel „50%“ habe ich auch diesmal erreicht, sogar gegen einen Schnitt von 2003 ELO. Das brachte mir einen satten Zugewinn sowohl an DWZ als auch an ELO-Punkten ein. Aber der Reihe nach.


Es begann wie so öfter in den letzten Jahren mit einer Niederlage gegen einen hochrangigen Gegner (2443), nämlich gegen den IM Jean-René Koch, der in der Schlussabrechnung den zweiten Platz belegte. Eigentlich erspielte ich mir eine gute Stellung nach der Eröffnung, aber dann unterliefen mir doch einige Ungenauigkeiten, so dass das Ergebnis keine Überraschung mehr war. Auch in meinen anderen Partien ging es schwerblütig zu und Licht und Schatten wechselten sich ab. Insgesamt konnte ich mit meinen Partien zufrieden sein, ein halber Punkt mehr wäre schön und auch nicht unerreichbar gewesen. Immerhin holte ich gegen einen Schnitt von ELO 2137 in fünf Partien 1,5 Punkte, also 30 %. Es hätte schlimmer kommen können.


Im Beiprogramm waren auch in diesem Jahr wieder nette Erlebnisse mit Kollegen, kleinere Spaziergänge und Besuche von  Restaurants und Brasserien. Und davon hat Séléstat genügend, an manchen Abenden spürt man sogar etwas wie die Qual der Wahl - wie bei den Wegweisungen auf dem folgenden Foto.


Schachturniere  in Frankreich

Séléstat 2016

Séléstat 2015

Nancy-Open 2014

Archiv Séléstat



Auf dieser Seite berichte ich über meine Aktivitäten auf  französischen Turnieren.


Am Jahresanfang (Februar/März) nehme ich gewöhnlich am Séléstat-Open/Elsaß teil, zum erstenmal 2003.

In 2014 habe ich mich für Nancy /Lothringen entschieden, da ich einmal ein Rundenturnier mit 10 Teilnehmern spielen wollte.

24. Open in Séléstat, im Salle St.Barbe

23.2.-26.2.2017

Schachturnier in Séléstat, im Salle St.Barbe

5.3.-8.3.2015

Ende Februar, Anfang März ist es in Séléstat immer etwas ruhig, genau die richtige Atmosphäre für ein Schachturnier. Während die Einwohner sich auf Karneval vorbereiten oder sich davon erholen, hält der Frühling vorsichtig aber bestimmt Einzug in die Parkanlagen und verführt  die ganz Mutigen dazu, sich in T-Shirt und Sonnenbrille auf den Café-Terrassen zu zeigen. Drinnen, im Salle St. Barbe schwitzen dagegen die Schachspieler und grübeln über ganz andere Situationen. So geniessen alle auf ihre Art den Frühlingsbeginn und sind gespannt auf die nächsten Züge - entweder des Wetters oder des Gegners. Alles ohne Gewähr.


In diesem Jahr gab es ganz besondere Gäste beim Schachturnier, die von ganz hoch oben dem Treiben in grosser Ruhe zuschauten. In der Schachsprache nennt man diese Zuschauer „Kiebitze“ auch wenn es in Wirklichkeit Störche sind, die aber wenig Ahnung vom Geschehen auf den 64 Feldern haben, anders als die Erstgenannten. Aber Klappern gehört nicht nur zum Handwerk, es macht sich auch gut in der Turniertabelle - wenn es denn dem Erfolg nützt.   

Nun aber genug der Vorrede, es wurde auch Schach gespielt. Leider gab es in diesem Jahr wieder einen kleinen Teilnehmerschwund in der A-Klasse. Nach 63 Teilnehmern in 2014 wurden es diesmal nur 58. Insgesamt über alles drei Gruppen (ELO A: > 1700, B < 1700, C  < 1500)  sind aber auch in diesem Jahr wieder  180 Schachspieler nach Séléstat gekommen. Natürlich profitiert das Tunrier von den französischen Schulferien, die leider nicht in Deutschland zeitgleich stattfinden.


In der Statistik stehen 14 Titelträger zu Buche (4 GM, 3 IM, 7 FM), der ELO-Schnitt der 58 ELO-Träger lag bei 2024. Ich selbst wurde mit ELO 1915 an Stelle 38 eingestuft.  Es war also wieder einmal alles angerichtet für vier spannende Schachtage.

Meine schachlichen Ergebnisse sind schnell erzählt. Mit 3,5 Punkten aus 7 Partien habe ich zwar wieder meine angestrebten 50 % erreicht, mit den Partien selbst kann ich aber nur bedingt zufrieden sein. Auch diesmal war der Lerneffekt grösser als der Erfolg. Immerhin konnte ich gegen die nominell Schwächeren punkten, musste aber alle Federn gegen die Stärkeren lassen. Mit Ausnahme der Punkteteilung  in der letzten Runde. Licht und Schatten wechselten sich ab, hinzu kamen Flüchtigkeitsfehler (2. Und 6. Partie) und falsche Stellungsanalysen mit entsprechenden Fehlentscheidungen.


Am Ende bleibt mir viel Material für ehrliche Analysen und - hoffentlich - Erkenntnisse, wie es besser gehen könnte. Eines bleibt aber bestehen: Ohne konkrete Eröffnungskenntnisse bleiben viele Partieanfänge nur Stückwerk und geben wenig gute Chancen für eine erfolgreiche Partiefortsetzung. Insofern bleiben weiterhin  Hausaufgaben zu erledigen.


Mit 58 Teilnehmern ist der Turniersaal ideal. In  diesem Jahr wurde zusätzlich eine Trennwand gegen den Lärm beim Rein- und Rauslaufen eingezogen.  Es ist sicherlich kein spektakuäres Open, aber wenn man dieses fast familiäre Ambiente schätzt, kommt man als Turnierspieler auf seine Kosten.  Die Leitung ist wie immer kompetent, die Internet-Präsenz während des Turniers schnell und aktuell.


Hier einige Eindrücke aus dem Turniersaal.








Hier eine kurze Chronologie meiner eigenen schachlichen Abenteuer in Séléstat 2015, die mir nur ein Plus vo 2 ELO-Punkten einbrachten:


In Runde 1 musste ich mit Schwarz gegen  den sympathischen Manuel Valles (2340)  an Tisch 9 spielen. Im RubinsteinSystem der Nimzo-Indischen Verteidigung kam ich im 7. Zug bereits vom Weg ab, um dann mit der Schwächung 9…g6 endgültig auf die Verliererstraße zu kommen.


In Runde 2,  stellte mein junger französicher Gegner Alex Dembele (1692)  bereits nach 13 Zügen die Qualität ein. Durch ungenaues Spiel komme ich noch einmal in Schwierigkeiten und erreiche ein Endspiel mit zwei Türmen gegen drei Leichtfiguren. Mein Gegner nutzt nicht alle Chancen und stellt letztlich eine weitere Figur ein).


In Runde 3 gegen Hervé Engelmann (2076) wollte ich anscheinend einmal so spielen wie Kasparov (gegen den Computer Deep Blue, 1998)  Wie damals Garry Kasparov vergesse ich 7…Ld6 in der Caro-Kann Verteidigung und gerate in einen unwiderstehlichen Angriff. Seltsamerweise gibt es sogar auf GM-Ebene Vorbilder, für mich ist dieses Abspiel aber deutlich zu schwer. Lange Zeit spiele ich die richtigen Züge, dann aber bin ich überfordert und gebe schnell entnervt auf. Eine verpasste Chance, die nie wirklich eine war. Gelernt habe ich, dass auch chaotische Stellungen ihre Vorbilder haben !


In Runde 4 erwarte mich ein alter Bekannter. Pierre Blum (1726), der mit 83 Jahren älteste Teilnehmer des Turniers spielt nach wie vor agressiv. Unsere bisherigen zwei Begegnungen gingen Remis aus. Beim letzten Mal, 2009, nahm ich mir vor, dieses Abspiel endlich sauber zu lernen. Jetzt , 6 Jahre später, konnte ich mit Genugtuung meine Hausarbeit auspacken und dank Gary Lane („The bishop’s opening explained“, bei Batsford) einen Punkt überzeugend einfahren. Monsieur Blum lief mir völlig ins Messer und wusste nicht wirklich, wie ihm geschah.  Ich erzählte ihm hinterher die Vorgeschichte und seinen Anteil daran, so dass er sein Missgeschickt besser ertragen konnte. Ein Punkt aber auch, auf den man nicht unbedingt sehr stolz sein kann, waren es doch eigentlich nur „Vokabelkenntnisse“. Aber ein Punkt bleibt ein Punkt.


In Runde 5 musste ich gegen einen anderen, langjährigen Bekannten des Séléstat Opens antreten. Hermann Schrems (2040) spielt zur Zeit noch für Weinheim und seit einigen Jahren für den Klub Séléstat. Er  ist ein sicherer Spieler und konnte auch dieses Mal in seinen Partien überzeugen. Der IM Thorsten Michael Haub (2413) kommentierte den nächsten Schrems-Erfolg (mit Weiß gegen die weibliche Meisterin Cécile Haussernot)  mit den Worten „das ist der Schrems, den ich kenne !“. Auch in unserer Partie spielte er  sehr überzeugend und nutzte meine Stellungsdefizite und Fehler konsequent aus.
(Diese Partie habe ich ausführlich auf meiner Seite „Eröffnungen“ besprochen. )


In Runde 6  musste ich gegen den jungen Franzosen Romain Prat (1715) spielen, der  seine Züge nach vorherigem Arm- und Händekreisen über dem Brett am Anfang sehr schnell aufs Brett knallte.  Aus dem 1.e4 b6 - Partieanfang (Owen-Verteidigung ?) wurde ein Geschlossener Franzose. Irgendwie spielte ich recht passiv und patzte dann völlig verkrampft einen Bauern ein. Nur entscheidet im Schach ja immer der letzte Fehler, und davon machte mein Gegner dann in der Folge genug. Er geriet sozusagen auf die 'Schiefe Ebene'.  Auch wieder viel Raum für die Analyse.


Mit Runde 7 wollte ich gerne ein 50 % Ergebnis erreichen und baute einen staubtrockenen Dameninder auf, den ich auch schon im Simultanspiel gegen GM Igor Khenkin Remis halten konnte. Aber mein Gegner,  wohl auch erschöpft von Turnier, verzichtet ebenfalls auf Kampf und bot mir im 14. Zug Remis an. Das Spiel stand auch gleich und so konnte ich gegen Mittag den Heimweg antreten.




Alle Information und Ergebnisse zum diesjährigen Open und auch zu den historischen Turnieren können hier nachgelesen werden:


 http://cercleechecsselestat.free.fr/



Wer Lust hat, kann gerne meine Partien  


HIER,


unter diesem Link nachspielen:

Sofern man Zeit hatte zwischen den Runden, konnten Spaziergänge durch das alte Séléstat für Entspannung sorgen.


12e Festival international d’Echecs in Nancy,
5.-9.2014

Das „12è Festival international d’Echecs“ in Nancy ist ein Rundenturnier in dem jeweils 10 Spieler einer ELO-Gruppe gegeneinander antreten. In diesem Jahr gab es 16 Turniere, beginnend mit den zwei Einladungsturnieren der Gruppe A (GM-Gruppe) und Gruppe B (Meistergruppe) bis hin zur Gruppe N.  Zusätzlich zu diesen 140 Spielern gab es für Kinder ein Open-Turnier mit 21 Teilnehmern.  


Organisiert wird dieses Festival von der Gruppe „Association Echecs54“ ( http://echecs54.free.fr/ ),  die es sich zum Ziel gemacht hat, das Schachspiel in Nancy und im Département Meurthe & Moselle voran zu bringen.  Alle Einzelheiten des diesjährigen Turniers sind auf der folgenden Internetseite ausführlich beschrieben:

http://echecs54.free.fr/festival2014/14infos.html

 
Mich hatte nicht nur die Aussicht auf  ein geschlossenes Rundenturnier mit in etwa gleichstarken Gegnern gereizt, ich wollte auch die Gelegenheit nutzen, abseits der Schachaktivitäten die Stadt Nancy kennenzulernen. Natürlich bleibt bei zwei Runden am Tag erfahrungsgemäß nicht viel Zeit für Sight-Seeing und Shopping, aber wenn man sich nicht ganz von den 64 Feldern einnehmen lässt, reichen die verbleibenden Stunden durchaus, um interessante Einblicke zu bekommen. Besonders wenn es sich wie bei Nancy um eine sehr schöne (Alt)Stadt mit vielen interessanten Angeboten handelt.

Rangliste: Stand nach der 9. Runde 
Nr. Teilnehmer TWZ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Punkte RaLstg
1. Da Silva, Quentin 1935 ** 0 0 1 ½ 1 1 1 1 1 6.5 2118
2. Levesque, Thomas 1974 1 ** 1 1 0 1 1 0 1 ½ 6.5 2114
3. Steininger Denis 1953 1 0 ** ½ 1 1 ½ 0 ½ 1 5.5 2030
4. Marano, Salvatore 1974 0 0 ½ ** ½ 1 1 ½ ½ 1 5.0 1991
5. Stephanus, Joseph 1904 ½ 1 0 ½ ** ½ 0 ½ 0 1 4.0 1913
6. Ruffenach, Alain 1928 0 0 0 0 ½ ** 1 1 1 ½ 4.0 1910
7. Constantin, Franc 1945 0 0 ½ 0 1 0 ** 1 1 ½ 4.0 1908
8. Cors, Heinz-Fried 1932 0 1 1 ½ ½ 0 0 ** 0 ½ 3.5 1873
9. Gretry, Patrice 1978 0 0 ½ ½ 1 0 0 1 ** 0 3.0 1823
10. Gomez, Jose 1983 0 ½ 0 0 0 ½ ½ ½ 1 ** 3.0 1822

Der Platz Stanislas im Zentrum der Stadt ist besonders am Abend von einer sehr großen Faszination, wenn sich der Tag langsam verabschiedet und sich auch das Leben in den Cafés dem ruhigem Rhythmus der Straßen-beleuchtung anpasst. Man glaubt, Historie zu erleben und wird nicht müde, über den Platz zu schlendern und den Charme der Gassen und Straßen der Vielle-Ville und der Ville-Neuve Altstadt  zu erleben.

Rund um das Zentrum und den Bahnhof von Nancy findet man viele Gelegenheiten, sich wohlzufühlen und die vielen Angebote von Kultur und Geschäften zu geniessen.


Nancy ist außerdem bekannt für die „art nouveau“, den Jugendstil. In der Innenstadt und in vielen Vorstadtstraßen von Nancy fnden sich zahlreiche Jugendstil-Bauten der „École de Nancy“.

Nancy   -  Stadt zwischen Mittelalter und Neuzeit, Stadt des Jugendstils

Schachfestival  im Gebäude des Conseil Général des Départements Meurthe et Moselle  

Das ‚größte Rundenturnier Frankreichs’ fand im Sitzungssaal der Départementverwaltung statt, einem geräumigen Saal mit in der Mitte angeordneten Plätzen der Abgeordneten. Im Innenkreis wurden die Gruppen A und B (GM / IM) gespielt, außerhalb die anderen Gruppen, also B bis N, jeweils immer mit zehn Teilnehmern aus einer 10er-ELO-Gruppe.

Alle Teilnehmer sind vorangemeldet, auf Grund des Modus gibt es keine Anmeldungen mehr vor Ort.  

Organisation (IM Christophe Philippe)  und Schiedsrichter (Laurent Freyd) haben für eine problemlose Durchführung des Turniers gesorgt. Aus meiner Sicht fanden die Spiele in einer sehr angenehmen und harmonischen Atmosphäre statt.


Die 9 Runden wurden an 5 Tagen durchgeführt, jeweils ab 10:00 und 16:00 Uhr, am Schlusstag begann die letzte Runde ebenfalls um 10:00 Uhr.  Der Modus war 1 Std 30 Minuten pro Partie mit einem Zuschlag von 30 Sekunden pro Zug vom ersten Zug an.

Remis waren nur  bei Zugwiederholung erlaubt bzw. bei technischem Remis, nicht aber durch Vereinbarung der Spieler (dies war für mich ungewohnt, aber man glaubt ja gar nicht, wie schnell eine Zugwiederholung eintreten kann !).

Aus schachlicher Sicht war dieses Rundenturnier für mich kein großer Erfolg, wenngleich ich doch einige interessante Partien gespielt habe. Interessant zumindestens für mich, denn sie zeigten mir wieder einmal meine Schwächen und fehlenden Stärken auf. Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass ich in Nancy an einer schlimmen Erkältung litt und in den Nächten mehr unter angeschwollenen Nasennebenhöhlen und Reizhusten litt als unter schachlichen Niederlagen.


Aber in meinen Partien sind schon einige Züge darunter, die ich ‚bei klarem Verstand’ nicht gemacht hätte. Rechne ich die glücklichen Wendungen in den Partien hinzu bzw. ab, so wäre  bei guter Kondition ein Ergebnis mit 1,5 Punkte mehr durchaus möglich gewesen.  Aber natürlich - „ein gesunder Schachspieler hat ja noch nie ein Spiel verloren !“



Meine Partiebeispiele.

Gretry, Patrice (1962) - Cors, HF. (1932) 1-0     Nancy (2)  

(C58)

Stellung nach dem schwachen weißen Tug 21.dxe4. Schwarz steht jetzt auf Gewinn, in der FRITZ Bewertung mit -4.17. Leider sehe ich die Gewinnidee nicht. Wieder ein Beweis dafür, dass man zuerst die Stellung beurteilen sollte bevor man sich konkrete Züge überlegt.


Die folgenden Beispiele zeigen, dass es bei wechselhaftem Spiel beider Parteien immer wieder Positionen gibt, die den Ausgang einer Partie drastisch verändern können. Sofern man Leidtragender dieser Stellungen ist, liegt es oft  an zu schnellem Spiel, häufig aber an der fehlenden und/oder falschen Stellungsbeurteilung vor der konkreten Berechnung der Züge. In vielen Fällen glaubt man auch, dass nur ein bestimmter Zug folgerichtig sein kann, obwohl bei konkreter Berechnung sehr wohl Alternativen in Frage kommen.


Es lohnt sich deshalb immer - besonders wenn das Spielgeschehen wechselt - seinen Züge einen guten Plan, eine gute Stellungsbeurteilung voran zu stellen. Dann ergeben sich häufig Gesichtspunkte, die bei einer schnellen Lösungssuche nicht in den Vordergrund treten.  Im übrigen wird dabei ganz automatisch auch das taktische Auge und die Kreativität geschult !


Da Silva, Quentin (1935) - Cors, HF. (1932) 1-0    Nancy (4)

(C86)


Stellung nach 26.Dh3.

Nach den ausgelassenen Chancen von Weiß steht jetzt sogar Schwarz auf Gewinn ! Nach 26...Ta8 und Lc6 droht Turmgewinn.


Ein Beispiel dafür, wie leicht eine gewonnen Partie verloren gehen kann.

FRITZ schätzt jetzt die Stellung mit -3,90 für Schwarz ein, nach dem fehlerhaften Zug 26…Dc6 ? bleibt es allerdings bei der weißen Gewinnstellung.




Und noch zwei Beispiele:


Cors, HF. (1932) - Marano, Salvatore (1974)  1/2-½    Nancy (5)

(B74)


In der Partiestellung links konnte ich anstelle von 21.Dd3 mit der Deckung des La6 den guten Angriffszug 21.De3 ! Spielen. Diesen Zug hatte ich überhaupt nicht berechnet, da  danach immerhin zwei weiße Figuren (La6 und Sd4) hängen.  


Der Witz ist, dass ich bei einer Figur im Vorteil mit dem Angriff auf den Bauern e7 erneut eine Figur engreife, den Läufer d7. In der Endabrechnung wäre das ein gesunder Mehrbauer gewesen.

Immerhin konnte ich diese Partie noch Remis halten.


Schlimmer erging es mir dann aber in der Runde 6, in der ich als Schwarzer in einer wenig ergiebigen Variante des Mikenas-Systems (Englische Partie) immer um den Ausgleich kämpfen musste. Es gab die Gelegenheit vorher, gleiches Spiel zu erreichen aber, dann wollte ich irgendwie mehr und ich bekam auch tatsächlich meine Chance.

Leider habe ich nicht daran geglaubt !


Constantin, Francois (1940) - Cors, HF. (1932)  1-0   Nancy (7)

(A18)

Stellung nach 27. Td8 +


Anstatt jetzt mit 27…Kh7 ! Den Turm auf b8 vorübergehend einstehen zu lassen, der wegen der Drohung 28…Dxe1+ nebst Dxd2 nicht genommen werden darf.  

Nach 27…Kh 7 ! hätte Schwarz wegen der taktischen Möglichkeiten ein deutliches Übergewicht bekommen.


Nach dem sofortigem Turmtausch auf d8 ergibt sich wohl gleiches Spiel, was ich aber leider später noch verdaddelte (s. Partie).


Unter dem Strich habe ich außer der chaotischen letzten Partie in Runde 9 bei ‚subjektiver’ Betrachtung möglicherweise 1,5 Punkte verschenkt. Subjektiv !  



Alle meine schachlichen ‚Licht- und Schattenerlebnisse’  in Nancy können HIER nachgespielt werden.  

Sehr interessant, fast ein schachliches Erlebniss der 3. Art war meine Gewinnpartie gegen den späterenen Dritten, Herrn Steininger. In dieser Partie gab es für mich soviele Mattkombinationen, wie ich es noch nie erlebt habe ! Meine Gewinnführung könnte man als wenig couragiert bezeichnen, meine Angst vor Fehlgriffen veranlasste mich aber, ganz vorsichtig vorzugehen.

Matt konnte ich ihn dann doch noch setzen, er war kein Spielverderber und gab nicht vorher auf - obwohl das eine gute Möglichkeit gewesen wäre.

Mit einem abendlich Eindruck vom Stanislas Platz schliesse ich diesen kleinen Bericht ab. Nancy war eine Reise wert und die Erfahrungen eines geschlossenen Rundenturniers waren sehr interessant. Vielleicht kann man dieses Turnier wiederholen, dann hoffentlich aber in einer besseren gesundheitlichen Verfassung.


Alle Spiele der A- und B-Gruppe wurden von der Organisation zur Verfügung gestellt. Sie können auf der Turnierseite abgeholt werden, noch einfacher aber auch an dieser Stelle:


Patien der A- und B-Gruppe

Ende Nancy 2014

Auf dem mittleren Bild spielt IM Thorsten Haub mit Weiß in der letzten Runde gegen (2413) gegen Peter Hildenbrand (2197) am Tisch 4. Die Partie endete letztlich Remis, bei einem Sieg hätte IM Haub noch weiter nach oben kommen können . Interessant war seine Partie gegen Julie Fischer (2051) aus der 6. Runde, die mir Herr Haub am Abend mit lehrreichen Kommentaren vorführte. Leider kann ich mich nur an Bruchstücke erinner, aber soviel, dass Weiß in der Entwicklung einige Ideen durcheinander gebracht hatte. HIER können Sie die Partie nachspielen  

Erneut bin ich in diesem Jahr nach Séléstat gepilgert. Auch wenn die Teilnehmerzahlen in jedem Jahr abnehmen, reicht die Turnieratmosphäre immer noch, meinem Virus ‚Schach’ Tribut zu zollen. Das Turnier findet nach wie vor in angenehmer Umgebung im 1. Stock des Salle St.Barbe statt (A-Gruppe) statt.


Das abendliche Beiprogramm besteht zwar eigentlich nur aus Brasserie- und Restaurant-Besuchen, aber in Begleitung der inzwischen bekannten Schachkollegen ist es recht kurzweilig. Wer dem malerischen und manchmal aus dem Zeitgeist gefallenen Flair der Altstadt etwas abgewinnen kann, fühlt sich hier auch wohl. Spaziergänge durch die verwinkelten Gassen erleichtern nach anstrengenden Schachpartien die Stressbewältigung. So bietet Séléstat unaufgeregt, und  über die Jahre kaum verändert, ruhigen Turnierbetrieb mit fast schon familiärem Charakter an.









Das Séléstat-Open bietet drei Turniere an, die jeweils mit ca. 50 Spielern durchgeführt werden. Also eine Gesamtteilnehmerzahl von ca. 150 Spielern. Darunter sind sehr viele Schüler und Jugendliche, da das Turnier immer während der französischen Schulferien durchgeführt wird. In der A-Gruppe (>= 1700 ELO) befinde ich mich im Start-Ranking meistens an der Nahtstelle zwischen oben und unten, so dass es für meine Spielstärke genügend ansprechende Gegner gibt. Auf der neuen Internet-Seite des Vereins findet man alle Einzelheiten zum Turnier: http://www.ce-selestat.fr/


Mein Ziel ist es immer, möglichst 50 % der Punkte zu holen, also 3,5 aus 7. Und darüber hinaus vielleicht den einen oder anderen halben Punkt drauf zu legen. Leider klappte es dieses Mal nicht so gut. Mit 3,5 Punkten lag ich zwar im Soll -meine Partien waren bis auf die ‚Ausreisser’ auch zufrieden stellend - aber bei der doch nicht so starken Gegnerschaft hätte es eigentlich etwas mehr sein können. Im Ergebnis verlor ich deshalb auch etwa 9 ELO-Punkte. Nun gut, dennoch hat es Spaß gemacht.


Mit meiner unnötigen Startniederlage fing die Misere an. In der Französischen Vorstoßvariante geriet ich total unter die Räder, eine Partie die in den Giftschrank gehört. Vielleicht lag es an der ersten Runde, am schönen Wetter, dem Fensterplatz oder einfach an einem schlechten Karma !?


Und dann gab es noch eine Partie, in der ich mich total blamierte ! Nachdem ich in einer Skandinavischen Partie keine Gewinnchancen erzielen konnte, wollte mein Gegner das für ihn unbedeutend bessere Endspiel mit Springer gegen meinen Läufer unbedingt gewinnen. Er bekam auch nach meinem Fehler diese Chance, griff dann aber total fehl und fand sich in einer absolut verlorenen Stellung wieder. Die Umsetzung des Vorteils war zwar etwas verzwickt aber ich verfolgte lange Zeit den richtigen Plan. Leider nicht bis zum Schluss.

In der nebenstehenden Stellung zog ich überraschend Zug 54. Lf6 ! und gewann seinen g-Bauern. Natürlich durfte der Läufer nicht geschlagen werden, da danach der h-Bauer zur Dame ziehen würde. Der Plan danach war klar, der Springer musste sich gegen meinen h-Bauern opfern und ich musste dem gegnerische König den Weg nach a8 versperren. Da das nur mit dem König geht (Opposition), musste mein Läufer den h-Bauern begleiten und den Springeropfer annehmen. Aber sehen Sie, was ich auf der Zielgeraden veranstaltete. Unglaublich.

Cors,HF-Violette, Didier (1816)


In einer weiteren Partie war ich auch total schachblind. Nach langer Verteidigung konnte ich in der folgenden Stellung durchaus das Remis erreich. Aber irgendwie glaubte ich wohl nicht an diese Chance und handelte mir ein verlorenes Damenendspiel ein.

In dieser Stellung zog ich 41.Sxe6 ? Anstelle von 41. Dc8+ Kh7 42.Dc2+ g6 43. Dc5 !

Jetzt  droht 44.Df8 mit Dauerschach.  

Im 45. Zug bot sich mir noch einmal die Gelegenheit, Dauerschach zu geben. Wiederum erkannte ich diese Möglichkeit nicht. Auch wenn ich in relativer Zeitnot war,  sollte so etwas nicht passieren. Ich möchte aber nicht verschweigen, dass mein Gegner vorher auch bessere Möglichkeiten ausgelassen hatte.


Wenn Sie möchten, könnten sie HIER meine Partien komplett nachspielen.


Also wurden es nur 3,5 Punkte. Gegen diese sieben Gegner habe ichdurchaus 1-1,5 Punkte verschenkt . Aber man weiß ja nie, welche Gegner man bei einem anderen Spielausgang bekommen hätte. Insofern muss ich mit meinem Standardergebnis wohl zufrieden sein.

Mit Impressionen einiger Steinzeugen möchte ich diesen Artikel beenden.

Auf ein Neues im nächsten Jahr.

Schachturnier in Séléstat, im Salle St.Barbe

18.2.-21.2.2016

Links scheint es so, als wolle man jeden Besucher des Eckhauses einen anderen Weg weisen, nur nicht den, in das Gebäude hinein.


Rechts blickt man über die Ill in Richtung Stadtzentrum. Die vielen Stangen zur Beschilderung der Kanuroute zeugen von anderen Bewegungen als es die Routen von Springer und Läufer je sein können.


Jetzt aber zurück zum Turnier, zum Wesentlichen sozusagen dieser vier Tage.

Nach sehr vorsichtigem Spiel von beiden Seiten wurde schließlich diese dynamische Stellung erreicht, in der die weissen Steine deutlich auf Angriff stehen.
22.e6!! Ein sehr schönes Räumungsopfer ! Die weisse Diagonale sollte geschlossen werden und
    gleichzeit wird das Feld e5 frei.
22...Dc8! Die beste Erwiderung und ein sehr unangenehmer Zug, der die Schwäche des ungedeckten
    g-Bauern aufdeckt. Nach Abtausch auf e6 bleibt die Diagonale geschlossen und Weiß kann in Ruhe     auf Angriff spielen.
    [22...Txe6 ? 23.Txe6 fxe6 24.Kg2 Df6 25.Se5 was für ein Tier ! 25...Kg8 26.Lxg6 Tf8 27.Lxh6 Lxh6
         28.Dxh6 Dxf2+ 29.Kh1 und Weiß setzt Matt.;
     22...fxe6 ?  23.Kg2 und ähnlich wie ohne Turmtausch ist der weiße Angriff unwiderstehlich.]
23.Le5?! Leider fand ich auch nach langer Überlegung nicht die richtige Gewinnfortsetzung.
    [23.exf7!! Diese Abwicklung hatte ich nicht sauber berechnet, da ich nach dem Springerverlust auf
          f3 den Zug Te6 ! Nicht mehr gesehen hatte. 23...Txe1+  24.Txe1 Dxg4+ 25.Lg3 Dxf3 26.Te6 !! Dxf7
          27.Txb6 Tf8 28.Lxg6+ Dxg6  29.Txg6 Kxg6+- ]

In der  Partie setzte Schwarz später nicht optimal fort, so dass der weiße Angriff durchschlug. Die gesamte Partie können Sie in  der Zusammenfassung meiner Partien nachspielen.

Cors,HF (1913) - Thomas,Anysia (2088) [B06]

Wie es das Los so wollte, musste ich drei Runden später gegen die jüngere Schwester der jungen Anysia Thomas spielen. Nominell zwar etwas schwächer als ich, aber sie spielte die Eröffnung mit hohem Elan und voller Selbstbewusstsein.  Eigentlich spiele ich gerne "Schottisch" ! Aber diesmal gerät mir die Eröffnung nicht wirklich zum Besten und ich stehe im 18. Zug deutlich schlechter. Dann aber spielt meine junge Gegnerin einen unglücklichen Zug und verliert eine Figur. Ihre Gegenwehr ist sehr zäh und ich muss alles riskieren, um nicht doch noch unter die Räder zu kommen. Eine sehr spannende Schlussphase.

19.Le4??
Jetzt war der Sd2 nicht mehr tabu. Weiß übersieht die Doppeldrohung nach d5. [19.Se4!
      Sd3 20.Tfd1 Sxe5 21.Dg3 Sd3 22.Txd3 Dxf5 23.Sxd6 Lxd6 24.Txd6 Txd6 25.Dxd6+ Ka8+/- ]

19……Dxd2
20.Lc3 Dh6

21.Lxb4 d5! mit Figurengewinn. Hier spendiere ich ein weiteres Diagramm, denn es braucht lange,    um    die Nöte der weissen Figuren zu verstehen. ABer wie man es auch dreht und wendet, Weiß
   muss sich von einer Figur trennen. Aber es ist Wahnsinn, wie Weiß sich wehrt.

22.La5 dxe4

23.Dxf7 Tc8 [23...Td5! Diesen Vorschlag von FRITZ habe ich überhaupt nicht überlegt, die weiteren
   Fortsetzungen sind einfach zu kompliziert. 24.Tad1 La3  25.b4 Tc8 26.Tfe1 Txd1 27.Txd1-+ ]

24.Tfd1 Dg6
Ich wollte den Angriff auf g2 realisieren und die Dame zu einem Tempozug zwingen.
25.Dc4  c5?!
Mit dem Nachteil, den schwarzen Läufer einzusperren. Besser war 25...Df5, da der
   sofortige Vorzug e6 nicht möglich war.

26.Td7  e3 !  Nach fast 30 Minuten entschloss ich mich zu diesem Angriff. Es gab viele Alternativen
    wie Dc6, Da6, La6, Lc6. Ich habe nirgends eine entscheidende Fortsetzung gefunden - bis auf
    26..e3 ! Dabei musste ich dem möglichen Schach auf b5 in die Ecke gehen ! ins letzte Loch !

27.f3 Lxf3
Weiß kann g2 nicht decken, aber es musste auch das Schach auf b5 beachtet werden !
   28.Db5+ Ka8 ! Obwohl es die schlechtere Zugfolge gewesen wäre.

28.g3 Lc6

29.e6  Df5! Es droht Matt auf f2.
30.Tf1 Dh3

31.De2 Dxe6

32.Tdf7 Le7   Das stärkste. Dd5 kann warten, Weiß ist hoffnungslos gelähmt.
33.Txg7 Thf8 und jetzt hatte Amaryllis ein Einsehen und konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen.


In der Zusammenfassung sind weitere Zugalternativen aufgeführt, der entscheidende Fehler war aber 19.Le4 ??




Thomas,Amaryllis (1741) - Cors,HF (1913) [C45]


Stellung nach 21…d5 mit Angriff auf die Läufer.

Meine Partien können hier nachgespielt werden: Selestat_open_hfcors


Séléstat war auch dieses Jahr wieder ein spannendes Turnier mit interessante Partien. Zwischen den eigenen Zügen bleibt immer noch Zeit, an anderen Brettern zu kibitzen und so vielleicht sogar die eine oder andere Idee mitzunehmen. Zum Beispiel gab es in der Schlussrunde eine sehr  spannende Partie zwischen dem GM Viesturs Meijers und Hermann Schrems. Bei einem Sieg wäre Herr Schrems mit 5,5 Punkten sogar in die Spitzengruppe vorgedrungen. Leider konnte er seine Gewinnstellung nicht halten und verlor am Ende unglücklich das Turmendspiel. Sehen Sie selbst.  Meijers-Schrems
Die Anmerkungen sind  von Herrn Schrems und FRITZ12.


Mit einigen Bilder aus dem Turniersaal schliesse ich meinen Kurzbericht vom   24e_Open_International_Selestat_OpenA